Exkursion 2022 - DVG e.V.

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Exkursion der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft nach La Palma November 2022
Ganztagesexkursion am
1. Mai 2022 für DVG-Mitglieder

Bis zum Jahr 2013 fand jeweils am 1. Mai eine ganztägige geführte Bus-Exkur­sion zu ausgewählten Punkten in der vulkanischen Eifel statt. Diese beliebte Tradition wollen wir im Jahr 2022 erneut aufgreifen.


DVG organisiert Exkursion in beide quartäre Eifelvulkanfelder
für Forschungspartner
der Sapienza Universität von Rom

Auf der Grundlage der bestehenden Kooperation zwischen der DVG und der Sapienza Universität von Rom zur Bearbeitung der Genese karbonathaltiger bis karbonatitischer magmatischer Gesteine hat die DVG eine Dreitages-exkursion (28.06.-30.06.) durchgeführt, um dem Kooperationspartner eine in situ Inspektion wichtiger Lokalitäten dieses Projektes zu ermöglichen.
Die Planung und Leitung der Exkursion oblag dem Leiter des petrographischen Labors Dr. Hans-Jörg Hunger unterstützt von Prof. Dr. Lothar Viereck, Dr. Volker Reppke und Alfred Graff, die allesamt an der Exkursion teilnahmen. Von italienischer Seite nahmen teil: Francesca Innocenzi, Sara Ronca und Luigi Martini, alle Uni Rom sowie Samuele Agostini vom Institut für Geowissen-schaften und Rohstoffe (IGG) in Pisa. Der Leiter der Gruppe Prof. Michele Lustrino musste leider in letzter Minute wegen einer Coronaerkrankung absagen.
   
Der erste Tag war der Osteifel mit dem Laacher See Vulkan, dem Riedener Komplex und dem Wehrer Komplex gewidmet. Besondere Beachtung fand bei den Gästen die weltweit einmalige glazigene Faltenbildung in der Tephra des Dachsbusch Vulkanes.
 
Der zweite und dritte Tag war dem Westeifel Vulkanfeld gewidmet. Hier interessierten sich die Teilnehmer besonders für die extrem Si-armen karbonatischen ultramafischen Gesteine der Melilith-Nephelinite und Melilithite, von denen reichlich Probenmaterial genommen wurde.
Am zweiten Tag ging es zunächst zum Rockeskyller Vulkan, an dem man besonders gut den Anschnitt von Vulkanschlot und Vulkanflanke studieren konnte. Auf den umliegenden Feldern konnten dann Pyroxenite, Hornblendite, größere Sanidinbruchstücke und Karbonatitlapilli gesammelt werden. Danach ging es zum Vulkan Krümmel. Hier konnte man besonders gut die unterschiedlichen Ausbildungen der Melilith-Nephelinite studieren. Das Gestein tritt hier sowohl als Lavafluss in der üblichen Deckenausbildung und als massive Anhäufung von kugeligen Bomben mit Durchmessern von 3 – 25 cm auf. Darüber hinaus konnten die Belege einer hydrothermalen Nachphase studiert werden.
 
Der dritte und letzte Tag führte uns zunächst nach Deutesfeld zur Lavagrube Leyendecker, wo wir reichlich Lherzolithe fanden und auch einige Amphibol-kristalle von > 5 cm Größe. Von einem nahegelegenen Aussichtspunkt aus verabschiedeten wir uns mit einem wunderschönen Blick auf das Meerfelder Maar und die Moosenberg Vulkangruppe zur Probenahme in Richtung Pulvermaar. Mit einem Alter von ca. 20 kJ gehört das Pulvermaar zu den jungen Ereignissen der vulkanischen Aktivitäten der Eifel. Anschließend ging es noch nach Strohn, vorbei an der Lavabombe, um vom nahegelegenen Lavastrom Probenmaterial zu entnehmen.
Den Abschluss des Tages und der Exkursion bildete eine Fahrt zu den drei Dauner Maaren mit seinem wunderschönen Blick über Schalkenmehrener Maar und Weinfelder bzw. Totenmaar.

Hydrothermale Nachphase des Vulkans Krümmel
Hangschutt einer Kugelbombenlage auf Krümmel
Vergrößerte Ansicht
  Dr. Hunger mit dem Exkursionsfahrzeug

Die Mannschaft in der Lavagrube „In den Dellen“

Sara, Samuele, Alfred, Francesca, Luigi an Bord

Die Falte am Dachsbusch
Lavafluss auf Krümmel

Vergrößerte Ansicht


















DVG-Exkursion zur Mosenberg-Vulkangruppe im westeifeler Vulkangebiet

Schon kurz nach der Hocheifel-Exkursion zum 1. Mai waren die Mitglieder der DVG wieder eingeladen, einige Relikte des neuzeitlichen Eifel-Vulkanismus zu erwandern, mitten durch das „Eifelgold“. Blühende Ginsterbüsche säumen den Weg durch Wiesen, gelb getupft mit Butterblumen, weiß beflockt von der Wilden Möhre, umsäumt von den Blütenwolken des Weißdorns. Etwa 20 DVG-Mitglieder machen sich am 15. Mai 2022, dem Tag nach der endlich wieder durchgeführten Mitgliederversammlung, auf den Weg von der Heidsmühle bei Manderscheid hinauf zum Mosenberg-Reihenvulkan.  

Wir folgen einer Einladung von Dr. Martin Koziol, DVG-Vorstandmitglied und Leiter des Maarmuseums Manderscheid. Seine Orts- und Sachkenntnis, ergänzt durch das Hintergrundswissen des Vulkanologen Prof. Dr. Lothar Viereck, stellvertretender Vorsitzender der DVG, machen diese Exkursion nicht nur zu einer erbaulichen Wanderung durch die frühlingshaft erblühte Eifellandschaft, sondern auch zu einer erkenntnisreichen Tour durch dieses vielseitige Vulkangebiet. Vor ca. 80.000 bis 40.000 Jahren führten Ausbrüche aus fünf Förderzentren entlang einer Spalte zur Bildung einer Reihe von Schlackenkegeln mit vier Lavaströmen, des Hinkelsmaars und schließlich des Meerfelder Maars, des größten Maars der Eifel mit einem Maarsee.

Erster Halt mit Erläuterungen am Hinkelsmaar, das sich trocken gefallen präsentiert, dessen ehemaligen Seebereich wir aber in der Vegetation deutlich erkennen. Eigentlich ist es gar kein „richtiges“ Maar, sondern ein Schlackenring, in dem es jedoch möglicherweise in der Endphase des Ausbruchs zu phreatomagmatischen Explosionen („Maar-Explosionen“) gekommen war.

Weiter geht es nun den nördlichen Kegel der Mosenberg-Gruppe hinan. Prof. Viereck bemängelt mit Recht ein kleines Hinweisschild, wonach es sich hier um einen „Schichtvulkan“ handelt: ist er aber nicht, sondern ein Eifel-typischer Schlackenkegel. Nach einem deutlichen Anstieg erblicken wir nur wenige Meter unter uns den Windsborn-Kratersee, der als einziger „echter“ noch erhaltener Kratersee nördlich der Alpen angesehen wird: von einem Schlackenwall umrandet und nur durch Regenwasser gespeist, ein Braunwassersee, mit maximal 1,5 Metern viel flacher als er aussieht. Irgendwann wird auch er verlanden, denn schon schiebt sich ein mit weißblühendem Fieberklee durchsetzter Schwimmrasen meterweit auf das Wasser hinaus.

Nun gehen wir nicht den üblichen steilen Weg hinauf zu dem eindrucksvollen Kraterwall aus Schweißschlacken, sondern „unten herum“, den südwestlichen Kegelhang entlang, Richtung „Vulkanerlebnispark Mosenberg“. Und dieser Weg lohnt sich, können wir doch zwei besondere Lava-Gebilde bestaunen, erst eine aufrecht stehende Lava-Wand, wo offenbar Magma in eine senkrechte Spalte im Schlackenkegel eingedrungen war, und dann eine waagrecht liegende Lavaschicht innerhalb des Schlackenkegels. Haben sich hier Schlacken auf einem erkalteten Lava-Strom abgelagert? Offenbar nicht, denn die Schlacken sind im Kontaktbereich zur Lava deutlich thermisch verändert. Deutung durch Dr. Koziol: Die Schlacken waren bereits da, als sich eine Magma-Intrusion waagrecht in den Schlackenkegel hinein drängte: ein lehrreich-interessanter Aufschluss, dem Verfasser dieses Berichtes bisher unbekannt.  

Dann zur Mittagsrast im „Vulkanerlebnispark Mosenberg“, wo vorbereitete Käsebrötchen, Äpfel und Getränke auf uns warten, eine Mittagsüberraschung des Maarmuseums Manderscheid. Doch zuerst gehen wir betrachtend an der Abbauwand (Lapilli, Bomben, kompakte Basaltgebilde) entlang und versuchen, das Gesehene anhand der Erläuterungen von Dr. Koziol und Prof. Viereck zu verstehen. Da sind zuerst die Farben: schwarze Bereiche, wo der Auswurf wenig oxidiert wurde, rote Bereiche bei verstärkter (zumindest oberflächlicher) Oxidation des enthaltenen Eisens, und schließlich gelbe Bereiche: Hier wurden die Klastika durch saure Gase oberflächlich zersetzt; beim Aufschlagen zeigt sich ihr dunkles Inneres. Dann die rundlichen Schlackenbomben, groß wie ein Fußball, nicht abgeplattet und ohne Einschlagstrichter!? Erklärung Prof. Viereck: Zonierte „Rollbomben“, im Kraterinneren hochgeworfen, beim Zurückrollen neue Lavaschichten anlagernd, und wieder hochgeworfen (Erinnert an die große „unechte“ Lavabombe in Strohn, nur viel kleiner). Und schließlich Bereiche aus massiver Basaltmasse: Abbaureste eines ehemaligen Schlots. Daneben Informationstafeln unter einem Schutzdach und eine Sammlung typischer Eifel-Vulkangesteine: schwarzer Basalt, grauer Phonolith, verschiedene Schlackentypen und Tuff-Varietäten.

Der Abbau endete hier im Jahre 1993 und der Aufschluss drohte bei der geforderten „Renaturierung“ unter Verfüllmaterial zu verschwinden. Ein Team aus Mitarbeitern der Gemeinde Bettenfeld, der Verbandsgemeinde Manderscheid und des Maarmuseums setzte sich im Jahr 2000 jedoch das Ziel, den Aufschluss im Sinne einer „geologischen Renaturierung“ für den Geo-Tourismus zu erhalten. Nach Genehmigung dieses Konzepts im Jahr 2009 begannen 2010 die Bauarbeiten für den heutigen, sehr lehrreichen und oft von Schülergruppen aufgesuchten „Vulkanerlebnispark Mosenberg“ bei Bettenfeld. (Näheres unter: www.maarmuseum.de/vulkanerlebnis).

Weiter geht es nun, den Horngraben hinab in Richtung des Tals der Kleinen Kyll. Wir wandern auf einem alten Lavastrom, im Zentralbereich flach und eingetieft (Ablaufen der Lava nach Ende des Ausbruchs und Abriss des Stroms), mit deutlich erkennbarem Randwall. Bis in das Tal der Kleinen Kyll erstreckte sich dieser Strom und hatte einst diesen Bach aufgestaut, bis sich dessen Erosionskraft als stärker erwies als die Barriere. Strudellöcher im Bachbett legen noch Zeugnis ab vom Wettkampf des Wassers mit der harten Basaltmasse. (Weiß Dr. Koziol. Diese sehen wir aber heute nicht, da wir im Bachtal einen anderen Weg wählen.)

Doch bevor wir das Bachtal erreichen, müssen wir noch den engen-steilen Pfad durch die Wolfsschlucht hinabsteigen, ein ehemaliger Steinbruch, dessen Wände aus eindrucksvollen Basaltsäulen bestehen. Im Nachmittagslicht (aber erst auf Hinweis von Prof. Viereck) schön zu erkennen: eine waagrechte Klüftung in den Säulen, Folgen einer Kontraktion längs der Säulen während des Abkühlens).

Damit ist das Ende der Tour fast erreicht, wir müssen nur noch den langen Weg im engen Tal der Kleinen Kyll zum Zielpunkt Heidsmühle hinauf wandern, mit allmählich langsamer werdenden Schritten. Da überrascht nochmal ein bemerkenswerter Anblick im geschieferten Devongestein: zwischen steil stehenden Schieferplatten liegt eine Schicht mit fast waagrecht lagernden, etwa eine Handbreit dicken und etwa zwei bis drei Handbreit langen Säulen. Das erinnert viele an einen Basaltgang, was es aber nicht ist, sondern eindeutig Sandstein! Deutung durch Prof. Viereck: Die steil stehenden geschieferten Platten enthalten plättchenförmige Tonminerale, die waagrechten Sandsteinsäulen rundliche Quarzkörner. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Form reagierten diese Komponenten verschieden auf die seitlichen Kompressionskräfte während der variskischen Orogenese. Die plattigen Tonminerale gaben dem Druck durch Verdrehung nach, was die mehr isotropen Quarzkörner der Sandsteinlage nicht mitmachten. Daher diese auffällige Diskordanz.

Jetzt aber endlich, nach etwa vier Stunden voller interessanter Eindrücke, ein abschließendes entspanntes Zusammensitzen in der Heidsmühle. Ein interessanter-abwechslungsreicher Eifeltag liegt hinter den teilnehmenden Mitgliedern der DVG.

Helmut Endres

01. Mai 2022 - Exkursion Hocheifel


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